Bautechniken

Bögen / Prinzipalbogenkonstruktion

Ein wesentlicher Gedanke der neuen (gotischen) Bauweise war die Steigerung der Effizienz: So wurde mit Hilfe des Prinzipalbogenkonzeptes ermöglicht, dass die Steine im „Vorlauf“ produziert werden konnten. Man versuchte, möglichst viele kreisförmige Verläufe mit dem gleichen Radius zu verwenden, so dass die damaligen Steinmetze mit wenigen auf den Boden aufgemalten Skizzen die Steine frühzeitig anpassen konnte. Auf diese Weise konnten für den Kirchenbau ungeeignete Umstände wie der Winter trotzdem zur Produktion von Baumaterial dienen. In der Romanik wurden die Steine mehr oder weniger angepasst und gleich verwendet.

Fenster

Die geometrische Erstellung der gotischen Spitzbogenform ist einfach über zwei Kreise machbar deren Mittelpunkte an den beiden Startpunkten des Bogens liegen. Für ausreichende Flexibiltät konnte der Bogen auch „gedrückt“ oder „überspitzt“ werden, dabei wandern die Kreismittelpunkte einfach weiter nach innen oder außen.

Basiskonstruktion für ein gotisches Fenster
Gotisches Fenster, hier durch einen „Stab“ in zwei Einheiten unterteilt, mit einem „Dreipass“ im oberen Teil.

Die gotischen Formen sind stark an geometrische Grundformen gebunden, oft reich verziert und bis ins Detail ausgearbeitet. Es ist davon auszugehen, dass sämtliche Fenster damals buntes Glas und Motiven enthielten.

Kräne

Im Mittelalter wurden Kräne verwendet, mit einem Tretrad für 1-2 Personen als  „Antrieb“. Die Kräne wurden aufgrund des auftretenden Gewichts nicht auf hohen Gerüsten oder den dünnen Mauern gotischer Kirchen platziert, sondern in der ersten Bauphase auf dem Boden und später „Etagenweise“ immer weiter versetzt. 

Zitat [5a] :“Auf diese Weise „wuchs“ und „wanderte“ der Kran mit dem Gebäude, so dass heutzutage alle vorhandenen mittelalterlichen Baukräne in England sich in Kirchtürmen oberhalb der Gewölbe und unterhalb des Dachs befinden, wo sie nach Abschluss der Bauarbeiten blieben, um Materialien für Reparaturen emporzuheben“

Mauern

Die Mauern bestanden in der Regel aus einem inneren Kern und einer äußeren Verschalung. Dabei waren Verbindungselemente zwischen der Verschalung und dem Kern wichtig, da es sonst zu Querverschiebungen kommen konnte. Dabei steigt die  Belastungen auf die äußere Verschalung, was dann zu Rissen und Beulungen im für den Betrachter sichtbaren Bereich führen konnte.  Der innere Kern bestand z.B. aus unbehauenen Steinen oder Kieseln die mit Mörtel verbunden wurden—wobei der Mörtel normalerweise das schwächste Glied in der Kette darstellt. Die Steine der äußeren Verschalung waren auf 5 Seiten meist sorgfältig behauen, wobei  gelegentlich die 6. Seite hin zum inneren Kern unbehauen bliebwas die Verzahnung zwischen Kern und Verschalung erhöhte und damit zur Stabilität beitrug. Viele Probleme bei der Erhaltung von mittelalterlichen Bauwerken sind auf ungenügenden Verzahnung der äußeren und Inneren Mauerschicht zurückzuführen.

Skizze : Aufbau einer typischen Mauer in Schalenbauweise

Siehe auch „Baustoffe“.

Das Fundament

Es gab damals bestenfalls Erfahrungswerte über die Gestaltung und Tiefe des Fundamentes. Da die damaligen Bauprojekte sehr lange dauert haben, kann jeder Baumeister nur ein paar Mal in seinem Leben ein Fundament gelegt und daraus Erfahrungen gezogen haben. Zum Teil hat ein Baumeister mehrere Baustellen gleichzeitig betreut, aber es fehlte das heutige Wissen über Bodenbeschaffenheiten und diese verändert sich von Ort zu Ort. Nach [4d] wurde z.B. zur Untersuchung des Bodens versucht, Pfähle einzuschlagen — wenn dies nicht mehr gelingt, so konnte der Bau begonnen werden. Lassen sich Pfähle in den Boden einrammen, so musste der Boden auf diese Weise über den ganzen Bauplatz verdichtet werden bis der Baumeister zufrieden war. Unterschiedliche Belastungen z.B. durch einen Turm und Seitenmauern führten zu unterschiedlichem Setzverhalten des Bodens, so dass die Arbeiten auch mal eingestellt werden mussten (über viele Jahre), bis die Setzungen abklangen. 

Nicht selten sind Türme zusammengefallen — auch im Bau —, weil der Boden zu stark nachgab. Im norddeutschen Raum findet man oft Tafeln zur Baugeschichte mittelalterlicher Kirchen auf denen ein Neubau des Turmes erwähnt wird. Es gibt bis heute schief stehende Türme, so auch das bekannteste Beispiel : der schiefe Turm von Pisa (konzipiert als Fluchtort und Glockenturm, „Campanile“, siehe Bild „Basilika“). Dort wurden die Bauarbeiten auch mal 100 Jahre ausgesetzt bis sich der Boden wieder beruhigt hatte (um dann nach einer gewissen Bauzeit noch mal 100 Jahre warten zu müssen…) Im Falle von Pisa liegen allerdings auch ganz besondere Bodenbeschaffenheiten vor, er steht am Rand einer ehemaligen Insel, direkt neben einem versandeten Hafenbecken